Prokrastination

Halt! Vor dem Weiterlesen empfehle ich erst einmal diesen Test zu machen:

https://ww3.unipark.de/uc/Selbsttest_Prokrastination/ospe.php?SES=0dcc9f05a71807f84ea717a7977a1050&syid=719265&sid=719266&act=start

Es geht ja hier um Zeitmanagement und wenn gar keine Neigung zur Prokrastination vorliegt, wäre das Lesen dieses Kapitels genau kontraproduktiv!

Und, gab es ein überraschendes Ergebnis?

Falls ein hoher Prokrastinationswert ermittelt wurde, gibt es an dieser Stelle ein wenig Hilfestellung. Zunächst einmal. Was ist Prokrastination? 

Eine unangenehme Tätigkeit vor sich herzuschieben ist sicher nicht unüblich. Wir wissen, dass es gut wäre, eine Sache anzugehen, tun es aber trotzdem nicht: Warum? Naja, ganz einfach, weil es anstrengend ist! Und es ist ja auch noch Zeit. Hier greift das sog. Parkinsonsche Gesetz[1]

“Work expands so as to fill the time available for its completion.”

Wir brauchen also immer so viel Zeit wie wir zur Verfügung haben. Das kann eine beruhigende Information sein, wenn es aber um wissenschaftliche Arbeiten geht, leidet zwangsläufig die Qualität unter dem oft befolgten Motto:

„Ich habe so lange ein Motivationsproblem bis ich ein Zeitproblem 

habe.“

Der Vorteil an Problemen, die die Mehrheit regelmäßig hat, ist dass es meist so einige Menschen gibt, die sich darüber bereits Gedanken gemacht haben und Lösungsansätze bieten.

So empfiehlt Rolf Dobelli[2] in seinem Buch „Die Kunst des klugen Handels“ in seinem Kapitel zur Prokrastination:

 

·       Ziele setzen und diese an so viele kommunizieren wie möglich und

·       für Ausgleich und Entspannung sorgen, um die Energie für die gewissenhafte Arbeit an den wichtigen Aufgaben aufbringen zu können.

 

Es zählt letztlich nicht, wie lange wir tatsächlich an einer Aufgabe gesessen haben, sondern wie wir unsere Zeiten nutzen, die wir uns rechtzeitig schaffen und in der wir auch ausgeruht genug sind, um die geforderte Leistung zu erbringen.

Interessant scheint mir der Ansatz, einer vertrauten Person einen gewissen - hoch erscheinenden Geldbetrag zu versprechen - wenn das Ziel nicht erreicht wird.

 

Sofern es möglich ist, auch ohne eine weitere Person die Zieleinhaltung zu kontrollieren, braucht niemand hinzugezogen zu werden. Für diejenigen, deren Schweinehund tendenziell in solchen Angelegenheiten siegt, bleibt es nicht aus, die Ziele an eine weitere Person zu kommunizieren. 

Man muss das Prinzip nicht auf ganze Tage anwenden, sondern kann sich Teilziele setzen. Dafür kann man den Geldbetrag beliebig stückeln. Wichtig ist nur, dass der Anreiz erhalten bleibt. Über eine bestimmte Zeit wird dann ein Ziele-Tagebuch geführt und für jedes Nicht-Einhalten wird der jeweilige Betrag fällig.

Die „Strafe“ besteht dann in etwas, was schon sinnvoll ist, was man aber auch nicht sowieso vorhatte, wie ein neues Buch oder ähnliches zu kaufen. Möglich sind gemeinnützige Spenden oder ethisch vertretbarere Bestellungen als wie wir sie vielleicht sonst aus Bequemlichkeit vornehmen (ich nenn mal keine Firmennamen;-)).

Ein Beispiel für eine Stückelung wäre z.B. 1 Euro pro Teilziel. Ein mögliches Teilziel wäre etwa: Zusammenfassen des 5-seitigen Papers X innnerhalb von 30 Minuten (völlig fiktiv!). Wenn die 30 Minuten überschritten sind, wird der Euro fällig. In einer Woche mit 7 nicht erreichten Teilzielen befinden sich 7 Euro auf dem Strafkonto und nach einiger Zeit ist ein Wert erreicht, der eine Spende oder eine ethisch vertretbare Bestellung oder einen entsprechenden Einkauf ermöglicht.

 

Das sind einige Beispiele, die beliebig abwandelbar sind.

Ein zusätzlicher Ansatz wird in [3] ausgearbeitet: Manchmal kann es sinnvoll sein, seiner Prokrastinationstendenz zu folgen (wenn alles andere geregelt ist:-)), um sich auch mit viel wertvolleren Aufgaben zu beschäftigen, die Kreativität und eine hohe intrinsische Motivation erfordern.

Ich wünsche allen viel Erfolg beim Finden der persönlichen Antiprokrastinationstrategie!

 

 


[1] Parkinson’s Law, The Economist, 19.11.1955

[2] Dobelli, R.- Die Kunst des klugen Handelns : 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen München : Hanser, 2012

[3]Lobo, Sascha, and Kathrin Passig. "Dinge geregelt kriegen." Reinbek: Rororo (2009).